Seit Wochen ist das Thema Iran in den Vordergrund gerückt und damit auch das schiitische Islamische Zentrum an der Alster. Das IZH gilt als Vertretung der iranischen Führung in Europa und wird seit mehreren Jahrzehnten vom Hamburger Verfassungsschutz beobachtet. Immer wieder gab es in der Vergangenheit Kontroversen um das iranische Zentrum, allerdings hielt dies damals die CDU geführte Hamburger Landesregierung nicht davon ab, gemeinsam mit der SCHURA Hamburg einen Staatsvertrag auszuhandeln.
In den vergangenen Wochen war der politische wie gesellschaftliche Druck auf die SCHURA Hamburg jedoch erhöht worden, das IZH aus dem Dachverband auszuschließen. Hintergrund sind auch immer mehr werdenden Proteste gegen das Zentrum als verlängerter Arm des iranischen Regimes. Das IZH wehrte sich immer wieder gegen innerverbandliche Pläne auf eine ruhende Mitgliedschaft oder einen Ausschluss. (Ich hatte hier bereits meine Einschätzungen geteilt.)
IZH kam vermutlich Ausschluss zuvor und trat aus der SCHURA Hamburg aus
Heute sollte die SCHURA-Mitgliederversammlung ursprünglich unter anderem darüber entscheiden, wie es mit dem Islamischen Zentrum in dem Dachverband weitergeht. Aus den Konsultationen soll eine Mehrheit für einen Ausschluss ersichtlich geworden sein. Das IZH kam nach Informationen dieses Blogs dem jedoch zuvor und ist von allein ausgetreten. Verifizieren lässt sich diese Information jedoch nicht endgültig. Es bleibt am Ende das Geheimnis des IZH, warum erst so spät der Entschluss aus der SCHURA auszutreten gefallen ist.
Der Austritt ist am Ende eine gesichtswahrende Lösung für alle Seiten. Die Hamburger Politik (allen voran Grüne und SPD) hat sich sehr weit aus dem Fenster gelehnt und die Fortführung des Staatsvertrags an einen Ausschluss des IZH geknüpft. Dagegen hatte sich der SCHURA-Vorstand schon länger darum bemüht, die Mitgliedschaft des IZH ruhen zu lassen. Zuletzt strebte der Vorstand jedoch den Ausschluss in der Mitgliederversammlung an. Das IZH ist mit dem Austritt diesem möglichen Ausschluss zuvor gekommen und kann damit vorgeben, selbst entschieden zu haben.
Zurück zur Sacharbeit, bitte!
Die SCHURA kommentierte den Austritt versöhnlich. In der Pressemitteilung heißt es: „Die SCHURA wünsche dem IZH für den weiteren Weg und Orientierung alles Gute und stehe mit ihrer Expertise auch nach dem Austritt geschwisterlich zur Verfügung. SCHURA werde sich weiterhin für die Belange von Hamburger MuslimInnen einsetzen.“ Nach dem Austritt könnte es jetzt mehr um Sachthemen beim Staatsvertrag und der SCHURA Hamburg gehen. Der SCHURA-Vorstand geht aus der Krise jedenfalls gestärkt hervor, auch gegenüber der Hamburger Politik.
Dass es genügend Themen gibt, die wichtiger sind als das IZH, zeigte die veröffentlichte heutige Agenda auf. Unter anderem hat sich die SCHURA mit ihren Mitgliedsvereinen und Gemeinden über den aktuellen Stand beim Thema Religionsunterricht, Lehramtsstudiengänge, interreligiöser Dialog, antimuslimischen Rassismus, Meldestellen für Betroffene und einen einheitlichen Gebetskalender ausgetauscht. Zumindest bei letztem Thema scheint man auch eine Grundlage für einen gemeinsamen Gebetskalender für alle Gemeinden gefunden zu haben.
SCHURA Hamburg: IZH ausgetreten – gesichtswahrende Lösung für alle Seiten