Niyya, Sahur und Iftar

Niyya, Sahur und Iftar: Wichtige Begriffe zum Fasten im Ramadan

Niyya, Sahur und Iftar sind drei Begriffe, die untrennbar mit dem muslimischen Fasten im Monat Ramadan verbunden sind. In diesem überarbeiteten Beitrag erfährst du, was sich hinter den Begriffen verbirgt und warum sie so bedeutsam sind.

Das Fasten (arab. Saum) ist eine gottesdienstliche Handlung (arab. Ibada) und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Muslime müssen sich der Ernsthaftigkeit dieser gottesdienstlichen Handlung bewusst sein. Wie bei anderen gottesdienstlichen Handlungen spielt auch hier die Absicht eine zentrale Rolle, um das Wohlgefallen Allahs (ﷻ) zu erlangen. Nur wer mit einer festen Absicht fastet, fastet für Allah (ﷻ).

Niyya (Absicht)

Die Niyya ist die feste Absicht, für Allah (ﷻ) zu fasten. Zwar ist es in erster Linie wichtig, was man im Herzen trägt, jedoch ist es empfohlen, die eigene Absicht auch laut auszusprechen und in Worte zu fassen. Das stärkt zum einen die Motivation und macht zum anderen bewusst, warum und wofür man fastet. Ein Beispiel für die Absichtserklärung wäre:

„Hiermit fasse ich die Absicht (Niyya), am morgigen Ramadan zu fasten, um Allahs (ﷻ) Wohlgefallen zu erlangen.“

Auch ein „konkludentes Verhalten“ drückt die Niyya aus: Wer sich beispielsweise vor dem Schlafengehen fest vornimmt, am nächsten Tag zu fasten, und in den frühen Morgenstunden (vor der Morgendämmerung) dafür aufsteht, hat damit seine Absicht bewiesen.

Bis wann muss die Niyya spätestens gefasst werden im Ramadan

Die Zeit, um die Niyya (Absicht) zu fassen, reicht von Sonnenuntergang bis spätestens etwa zehn Minuten vor dem Sonnenhöchststand (Zenit) am nächsten Tag. (Quelle: DIYANET)

Damit eine Absicht nach dem Beginn der Morgendämmerung (Imsak) noch gültig ist, darf seitdem nichts gegessen oder getrunken und keine dem Fasten widersprechende Handlung vorgenommen worden sein. Andernfalls ist eine Absicht tagsüber nicht zulässig (Kâsânî, Bedâî’, 2/85).

Es ist besser, bereits in der Nacht vor dem Fastentag die Absicht zu fassen und sie eindeutig als „das morgige Ramadan-Fasten“ zu bestimmen. Für jeden Tag des Ramadan muss eine eigene Absicht gefasst werden (Mevsılî, el-İhtiyâr, 1/126-127).

Nach der schafiitischen Rechtsschule muss für jedes Fasten außer dem freiwilligen Fasten (nâfile) bereits in der Nacht die Absicht gefasst werden. Wenn bis zur Morgendämmerung (Imsak) keine Absicht gefasst wurde, ist das Fasten für diesen Tag ungültig. Für das freiwillige Fasten hingegen kann die Absicht bis vor den Sonnenhöchststand gefasst werden (Şirâzî, el-Mühezzeb, 1/331-332).

Sahur (Mahlzeit vor der Morgendämmerung)

Sahur bezeichnet die Zeit vor der Morgendämmerung, in der Muslime aufstehen, um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Diese Mahlzeit wird empfohlen und hilft dabei, Kraft für den anstehenden Fastentag zu sammeln.

Der Prophet Muhammad (ﷺ) sagte:

„Esst während des Sahur, denn das Essen zu dieser Zeit ist segensreich.“

Ibn Madschah, 1692; an-Nasa’i 2149

Der Sahur hat zudem eine spirituelle Komponente. In dieser Zeit der Nacht vor dem Morgen sollen Bittgebete (arab. Dua) besonders wirksam sein. Wer also aufsteht, um Sahur zu halten, sollte diese Gelegenheit für Bittgebete und die Bitte um Vergebung für vergangene Sünden nutzen.

Iftar (Beenden des Fastens nach Sonnenuntergang)

Mit dem Sonnenuntergang endet der tägliche Fastentag im Ramadan. Das Iftar bezeichnet genau diesen Moment des Fastenbeendens. Eine Person, die ihr Fasten über den Tag eingehalten hat, freut sich natürlich auf das Ende der Enthaltsamkeit. Doch die wahre Belohnung erwartet die Fastenden erst nach dem Tod. So wird von Abu Saeed (ra) berichtet, dass der Gesandte Allahs (ﷺ) sagte, dass Allah (ﷻ) sprach:

„Das Fasten ist für Mich, und Ich werde es belohnen. Der Fastende hat zwei Momente der Freude: Wenn er Iftar macht und wenn er seinem Herrn begegnet. Bei dem Einen, in Dessen Hand die Seele Muhammads liegt, ist der Geruch, der aus dem Mund des Fastenden kommt, vor Allah besser als der Duft von Moschus.“

an-Nasa’i, Hadith Nr. 2213

Wie beenden Muslime ihr Fasten?

Viele Muslime essen zunächst eine Kleinigkeit – oft eine Dattel – und verrichten dann das Abendgebet (Maghrib), bevor sie die Hauptmahlzeit zu sich nehmen. In manchen Kulturkreisen wird auch erst gegessen und anschließend gebetet.

Achte darauf, dich nicht zu überfressen. Wer beim Iftar wahllos große Mengen isst, riskiert gesundheitliche Probleme und verfehlt den spirituellen Sinn des Fastens.

Warum nicht „Fastenbrechen“?

Im Deutschen wird Iftar häufig mit „Fastenbrechen“ übersetzt, was jedoch negativ klingt und an „Erbrechen“ erinnert. Muslime sollten daher lieber selbst vom „Fasten beenden“ sprechen.

Bittgebet zum Beenden des Fastens

Zur Iftar-Zeit ist es Sunna (Prophetentradition), folgendes Bittgebet (arab. Dua) zu sprechen:

أَللَّهُمَّ لَكَ صُمْتُ

وَبِكَ آمَنْتُ

وَعَلَيْكَ تَوَكَّلْتُ

وَعَلَى رِزْقِكَ أَفْطَرْتُ

وَصَوْمَ الْغَدِ مِنْ شَهْرِ رَمَضَانَ

نَوَيْتُ فَاغْفِرْلِي مَا قَدَّمْتُ وَمَا أَخَّرْتُ

Bedeutung auf Deutsch

„O Allah, um dein Wohlgefallen zu erlangen, habe ich gefastet, an dich geglaubt und auf dich vertraut. Mit deinen Gaben habe ich mein Fasten beendet und für den morgigen Tag im Ramadan meine Niyya erneuert. Vergib mir meine vergangenen und zukünftigen Sünden.“

Quellen: Ebu Davud, Savm: 22; bk. Buhârî şerhi, Feth’ul-Bâri, C 1, s. 13

Akif Şahin

Akif Şahin aus Hamburg. Arbeite als SEO-Manager für eine der größten Bildungs-Gruppen in Europa. Als Muslim interessiert mich die Geschichte und Kultur des vorderen Orients. Auf diesem Blog gibt es Einsichten, Aussichten und Islamisches.

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